GÖTTINGER TAGEBLATT VOM 15.09 2005

Zwischen Computern und Atombombem - Stadt ehrt Mathematiker John von Neumann mit Gedenktafel.

 

Presse GT Enthüllung Gedenktafel 2 Von Neuman Plakette am Kreishaus Göttingen 15092005 10 Klein Von Neuman Plakette am Kreishaus Göttingen 15092005 17 Klein Walkmühlenweg 4 West 2 Klein

 

Janos von Neumann wohnte im Walkemühlenweg 4 (Ein Archivbild wurde uns freundlicherweise vom Städtischen Museum Göttingen zur Verfügung gestellt). Das Haus wurde in den 70er Jahren abgerissen. Die Tafel befindet sich am Verwaltungsbau des Landkreises/Südfassade.

Aus Anlass der Anbringung wurden zwei Laudationes gehalten. Diese sind nachzulesen in

GÖTTINGER JAHRBUCH
Unter Förderung der Stadt und des Landkreises Göttingen
herausgegeben vom
Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung e.V.
ISSN 0072-4882
Band 53, 2005

Die Von-Neumann-Gesellschaft in Budapest wollte mehr über den Aufenthalt in Göttingen wissen, was Herr Dr. Böhme vom Städtischen Museum Göttingen recherchierte. Er schrieb mir folgendes

nach Ausweis der hiesigen Einwohnermeldekartei kam der ungarische Staatsbürger Dr. phil. Johann (Janosch) von Neumann, geb. 28. Dez. 1903 in Budapest, israelitischen Glaubens, am 12. Nov. 1926 aus Budapest nach
Göttingen. Er wohnte hier bis zum 1. Juli 1927 im Walkemühlenweg 4 bei der Familie Schröder und verließ Göttingen mit unbekanntem Ziel (d. h. er hat sich nicht ordnungsgemäß abgemeldet). 

Meine eigenen Recherchen in der SUB und Fotos des ehemaligen Hauses Walkmülenweg 4 vervollständigten das Bild: Herr von Neumann erhielt nach seiner Promotion für Göttingen ein Rockefeller Stipendium und war hauptsächlich hier, um bei Professor HASSE und HILBERT mathematische Studien aufzunehmen, allerdings auch in persönlichem Gespräch auf hoher wissenschaftlicher Ebene. Auch Diskussionen mit der physikalischen Fakultät in Göttingen regten ihn zur Beschäftigung mit neuen Themen an. Ansonsten war er – auch in dieser Zeitspanne – ständig unterwegs, auf eigene Kosten: ETH-Zürich, Vorlesung in Berlin, Vorträge in Göttingen, Halle und Hamburg. Außerdem sind alleine aus 1927 sechs Veröffentlichungen bekannt.

Dass CCG hat als satzungsgemäße Aufgabe, die Göttinger Beiträge zur Computergeschichte deutlich darzustellen. Wir fragten uns daraufhin, warum ein Mann, der in Amerika und der Welt als Computerpionier weitaus bekannter ist als C.F. Gauss, keine Gedenktafel hat. Andere berühmte Geister waren doch auch nur kurze Zeit hier. Das CCG ist froh darüber, hier einen Anstoß gegeben zu haben. Wir hoffen auf diese Weise natürlich auch, den Göttingern in Erinnerung zu rufen, dass für sie ein Computermuseum bereitsteht.