Geschrieben von: Jörg Hoppe
Hauptkategorie: Für die Öffentlichkeit
Kategorie: Presse
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GÖTTINGER TAGEBLATT VOM 25.05.2001
PC- Eldorado: nostalgisch und lehrreich

 

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Das Computer Cabinett Göttingen (CCG) will ein Rechner-Museum eröffnen. Exponate sind in reicher Auswahl da. Was fehlt, sind Räume.

Göttingen: Ein Büro der 50er Jahre hat Prof. Jens Kirchhoff "gerettet". Locher, Rechner, Gegensprechanlage und Schreibtisch des damaligen Fernmeldestils stehen im vierten Stock der Fachhochschule. Dort finden sich noch viele, spannende Dinge, in der Hauptsache jedoch Exponate ganzer Rechnergenerationen. Ein Eldorado nicht nur für Computerfreaks. "Hier entdeckt jeder seinen Rechner", weiß Kirchhoff. Schulklassen oder Kurse der Volkshochschule bestaunen die Sammlung immer wieder, sind begeistert vom Kurbelrechner "Triumphator" oder anderen Schmuckstücken aus längst vergangenen Zeiten.

Doch mit dieser kleinen Attraktion könnte es bald vorbei sein. Im September nämlich müssen Kirchhoff und seine 300 manuellen und elektronischen Rechner die Fachhochschule verlassen, müssen einem vernetzten PC-Pool der Informatik weichen. Kirchhoff und sein CCG-Mitstreiter Manfred Eyßell von der Gesellschaft für Wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH (GWDG) - auch Eyßell sammelt seit 20 Jahren "Innereien von Großrechnern" - stehen mächtig unter Druck, suchen verzweifelt Fläche für ihre zusammen 550 seltenen Stücke.

Ein Rechner-Museum wollen die beiden Experten, die am 9.9.1999 das (CCG) gründeten, ins Leben rufen.

Eine "Attraktion für Göttingen", sind sich Kirchhoff und Eyßell im Hinblick auch auf Tourismus sicher. Und: "Wir haben sehr gute Exponate, lehrreich und nostalgisch." Alle, denen sie bisher ihre Idee unterbreitet haben, sind begeistert. Aber Räume? Die können weder Stadt noch Universität derzeit zur Verfügung stellen. Der Kulturausschuss der Stadt hat sich im März die Sammlung angesehen und sich vor Ort einen Eindruck vom CCG verschafft. Bei aller Anerkennung der Arbeit, so teilte Presse-Sprecher Detlef Johannson gestern mit, habe die Stadt binnen weniger Wochen noch keine Möglichkeit gefunden, die Raumwünsche in einer (Größenordnung von 500 bis 1000 Quadratmeter und zudem noch mietfrei zu erfüllen. Die Stadt wolle jedoch weiter an der Sache bleiben. "Ich mache alles", sagt Kirchhoff, der sich in Göttingen auch das erste deutsche Container-Museum denken kann. Aber dafür braucht er Fläche, und die bekommt er nicht.

RECHNER-MUSEUM (VON HANNE-DORE SCHUMACHER)

Ende der 40er Jahre hat der Physiker Prof. Heinz Billing die erste Göttinger Rechenmaschine (G1) erfunden. Einer dieser berühmten Rechner steht heute im Deutschen Museum in München. Gibt es ein Rechner-Museum in Göttingen, wollen die Bayern das wertvolle Stück an seinen Ursprungsort, ins Measurement Valley, zurückschicken. Seit Jahren wird über ein "Haus der Wissenschaften" oder ein "Wissenschaftsmuseum" in Göttingen gesprochen mehr nicht. Nun bieten zwei leidenschaftliche Sammler ihre hochwertigen Exponate für eine Ausstellung mit dann weit über 500 Exponaten (vom Abakus bis zum E-Commerce, von Zeiss bis MPI) kostenlos an. Doch weder Stadt noch Universität können das Raumproblem lösen.

Hoffentlich findet sich ein privater Investor, der Göttingen eine kostengünstige Attraktion beschert und die oft gescholtene Jugend für Technik begeistert.